Aktuelles und Nachrichten
ÄTHIOPISCH-ORTHODOXE KIRCHE IN DEUTSCHLAND

Ückeratherstr. 2, D-50739 Köln
Tel./Fax.: 0221/ 599 2623
E-Mail: aeokd@gmx.de
www.aethiopisch-orthodoxe-kirche-deutschland.de

Bankverbindung:
Commerzbank Köln
IBAN: DE0937040044041
BIC: COBADEFFXXX

AKTION GEGEN HUNGERSNOT IN ÄTHIOPIEN

Februar 2016

Wahrlich, ich sage Euch: Was Ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt Ihr mir getan: “ Mat.25,40

                                                 Hungersnot in Äthiopien

Völlig unabhängig von dem europäischen Flüchtlingsdrama wird deutlich erkennbar, dass in Äthiopien bald eine verheerende Hungersnot droht. Äthiopien an der Ostseite des afrikanischen Kontinentes gelegen liegt in der sogenannten Sahelzone, in einem ganz  Afrika in Ost-Westrichtung durchziehendem Landschaftsgürtel südlich der Saharawüste. Geprägt ist dieser Landschaftsgürtel durch seine prekäre Regenwasserversorgung. Es gibt viele Jahre mit ausreichendem Niederschlag für die Menschen und das Vieh und dann mehr oder weniger periodisch Dürreperioden, die zum Verdorren der Pflanzen und zum Sterben des Viehs führen und damit die Lebensgrundlage für die dort wohnenden Menschen in Frage stellen. Die imposante Bergwelt Äthiopiens war über Jahrhunderte ein verlässlicher Schutz vor Dürrekatastrophen, denn in den Bergen regnete es ziemlich  sicher. Seit Jahrtausenden versorgt die Regenzeit in Äthiopien den Nil mit ausreichendem Wasser, so dass dessen Hochwasser die Flussoase Ägypten mit Wasser versorgt und somit fruchtbar macht.

Die letzten Regenzeiten brachten aber für Äthiopien selbst nicht genügende Regen, so dass große Landstriche seit Jahren unter einer Trockenheit leiden. Die Hoffnung auf erlösenden Regen im Jahre 2014/15 hat sich nicht erfüllt und es steht fest, dass viele äthiopische Bauern nicht genug ernten werden, um sich und ihre Familien satt zu machen.

"Die Großen schicken ihre Leute nach Wasser; aber wenn sie zum Brunnen kommen, finden sie kein Wasser und bringen ihre Gefäße leer zurück.” Jer.14,3

Äthiopien steuert also unmittelbar auf eine Hungerkatastrophe wie vor etwa 40 Jahren zu. Von den 90 000 000 Äthiopier sind sicher 15 000 000 vom Hunger bedroht. Die äthiopische Regirung und Vereinten Nationen schätzen, daß 15 Millionen Menschen von Hungertod bedroht sind.

                                                    Mutter und Kind

  1. Eine Mutter und ein Kind wie viele andere in Äthiopien. Ihre Chance zu überleben ist gleich null. Völlige Entkräftung!!! Es hat weder Gegenwart noch Zukunft, wenn wir mit der Hilfe zu SPÄT KOMMEN !!

Wenn heute angesichts der Flüchtlingskrise davon gesprochen wird, dass es sinnvoll wäre, die Fluchtursachen zu bekämpfen,so könnte heute Äthiopien ein Beispiel für ein internationales Engagement werden. Kann Äthiopien durch eine internationale Hilfe von der Hungerkatastrophe bewahrt werden, werden die Äthiopier in Äthiopien bleiben, denn sie lieben ihr Land und sind stolz auf ihr Land. Nur der Hunger mit der Hoffnung auf Nahrung in Europa könnte die Äthiopier dazu bewegen, ihr Land zu verlassen und nach Norden zu ziehen. Wenn 1 Million Flüchtlinge für Europa zu viele sind, dann sicher 15 000 000 Äthiopier und 5 000 000 Eriträer viel zu viele.

Wie bekannt ist das traditionelle Christentum in Äthiopien eng mit der biblischen Geschichte verbunden und so gilt für uns, wer einen Menschen rettet, der rettet die Welt. Auch wenn Millionen bedroht sind, richtet sich unser Appell an den Einzelnen, der allein für sich, vielleicht einen Menschen retten kann. Die riesige Zahl der von Hunger bedrohten Menschen mag uns erschrecken und uns mutlos machen, sie mag aber auch das Feuer in uns anfachen, in unserem Rahmen Hilfe zu leisten.

Ein Kuratorium zur Verwaltung und Weiterleitung der Senden ist gebildet. Gerne entsprechen wir der Bitte in diesem Kuratorium mit zu arbeiten..

Msgr. Rainer Fischer, Vorsitszender ACK  Koln, Tel. 0221-261 36495

Erzpriester Dr. Merawi Tebege, Dekan für Duetschland, Tel. 0221-599 2623

Hunger erlaubt kein Zögern!

Wir müssen weiteres Sterben verhindern!

Ihr könnt dazu beitragen!

Helft jetzt und rettet Leben!

                                                    Ein Herz für Äthiopien!

"Geben ist seliger als nehmen” Apg.20.35

Äthiopisch-Orthodoxe Kirche

Spendenkonto Pax-Bank Köln

IBAN: DE94 3706 0193 0023 6530 44

BIC: GENODED1PAX

Gott versteht viele Sprachen

Die äthiopische Kirche in Deutschland

von Erzpriester Dr. Merawi Tebege, Köln

Gastvorlesung am 14.01.2016, 16.00.-18.00 im Rahmen der Ringvorlesung im Wintersemester 2015/16: an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg "Von Salomons Enkeln und Rastafaris. Äthiopien und seine Kulturen

Sehr verehrtes Kollegium, sehr verehrte Frau Dr. Böll,

es ist für mich eine große Ehre, im Rahmen Ihrer Ringveranstaltung über mein Heimatland Äthiopien sprechen zu dürfen. Als ich, damals als Stipendiat des Diakonischen Werkes der EKD die Chance erhielt, in Heidelberg bei Herrn Prof. Dr. Heyer zu promovieren, waren für mich als Äthiopier in dieser Region keine theologischen Studienmöglichkeiten eröffnet. Auch deshalb finde ich es besonders bemerkenswert, dass ich an dieser berühmten Universität als Vertreter einer orthodoxen Kirche sprechen darf.

Vor über 33 Jahren wurde in Köln die äthiopisch-orthodoxe Kirche in Deutschland gegründet. Es war ein großes Abenteuer, weil es wirklich kein wirtschaftliches Fundament für diese junge Auslandskirche gab, unsere Mutterkirche litt damals unter der Enteignung Seite der militärisch-marxistischen Regierung und hatte wirklich nicht die Mittel, die Gründung der deutschen Auslandskirche zu unterstützen. Unser Werk wurde von Gott gesegnet und aus der einen armen Flüchtlingsgemeinde in Köln wurden 12 blühende Gemeinden verstreut in Deutschland.

Leider ist nur die Gemeinde in Berlin für Sachsen-Anhalt zuständig, eine Gemeindegründung in Dresden und Leipzig konnte noch nicht bewerkstelligt werden. Wir haben einen Dachverband für ganz Deutschland, im Übrigen sind die einzelnen Gemeinden vollständig selbständig. Unsere Kirche hat in der Anfangszeit in großzügiger Weise Hilfe von den großen Kirchen erhalten und wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung. Unsere Kirche in Deutschland war intensiv beteiligt, die Beziehungen der EKD zum Patriarchat unserer Kirche in Addis Abeba zu verbessern. Auch wenn Äthiopien weit von Europa entfernt liegt, kann nicht gesagt werden, dass überhaupt keine Beziehungen bestanden. Da der Patriarch von Alexandria den ersten Bischof in Äthiopien geweiht hatte, blieb diese Kirche auch für die Zukunft der wichtigsten Partner der äthiopischen Kirche. Es ist jedoch falsch, die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche „koptisch“ nennen. „Koptisch“ bezeichnet zurecht nur die christliche Kirche Ägyptens.

Im 16. Jahrhundert fand eine Intensivierung der Beziehungen zur Westkirche, der Kirche von Rom statt, die aber wieder einschliefen, als das äthiopische Volk für die Orthodoxie optierte.

Wohl in diesem Zusammenhang war Abba Gorgoryos von Bete Amhara, ein Priestermönch der Äthiopischen Kirche in Rom und hat dort auch Kontakt zu den Gelehrten aus Deutschland aufgenommen, hier ist Hiob Ludolf zu erwähnen, ein akademischer Lehrer in Erfurt und hier in Halle. Vor 364 Jahren, also 1652 war Abba Gorgoryos Gast bei Herzog Ernst von Sachsen-Gotha. Er weilte wohl einige Monate am Hof, wo er mit Hiob Ludolf über Ge‘ez (die alte äthiopische Kirchensprache) und äthiopischer Geschichte, später auch über Amharisch, die gebräuchliche Sprache in Äthiopien arbeitete. Gemeinsam haben sie ein Wörterbuch für die Ge‘ez und amharische Sprachen herausgegeben. Hiob Ludolf und Abba Gorgoryos waren somit wohl der Begründer der äthiopischen Studien in Europa.

Man darf aber schon sagen, dass dies ein singulärer Kontakt war und dass Äthiopien bis in unsere Zeit für die meisten Deutschen ein unbekanntes Land, terra incognita, blieb. Diese Situation hat sich in unserer Informationsgesellschaft erheblich verändert, was nicht zuletzt auch den äthiopischen Langläufern zu verdanken ist, und diese Veranstaltung wird das ihrige zur beiderseitigen Kenntnisnahme beitragen.

(Da ich zum Thema „Gott verstehet viele Sprachen“ sprechen soll, möchte ich noch erwähnen, dass es in dem Vielvölkerstaat Äthiopien 80 Sprachen und etwa 200 Dialekte gibt.)

Gott versteht viele Sprachen!

Unter dem Begriff von Gottes Allmacht lässt sich sicher einordnen, dass Gott alle Sprachen versteht, folglich ist die Überschrift für unseren heutigen Vortrag tautologisch, also inhaltlich nichtssagend.

Wenn wir dennoch über die Rolle der Sprache sprechen wollen, dann kommt praktisch von selbst die Frage hoch, ist das gut formulierte hohepriesterliche Gebet in hebräischer Sprache wertvoller als die kindliche Bitte, „Lieber Gott mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm“, gleich in welcher Sprache diese Bitte geäußert wird. Zur Zeit befinde ich mich in Deutschland und so habe ich die deutsche Sprache als Beispiel gewählt, die sicher nichts mit der biblischen Sprache zu tun hat .Unter dem Aspekt, dass ein großer Teil der Heiligen Schrift in hebräischer Sprache gefasst ist, habe ich unser Thema auch unter einer solchen konkreten pastoralen Frage behandelt.

Als orthodoxer Christ ist es mir keinesfalls fremd, Glaubensfragen und auch Handlungsanweisungen durch einen Blick in die Bibel entscheiden zu lassen, der lutherischen These: „Sola scriptura“ setzen wir aber das bewährte Vertrauen in unsere Vorfahren zur Seite. Offen erkennbar wird in der Bibel das Problem der Sprache in Mose I, 11 (Turmbau von Babel) und in der Apostelgeschichte 2,1 (Pfingstwunder) erwähnt wie auch ausführlicher in 1.Kor 14, 1-40, und so wollen wir diese Bibelstellen auch vertieft heranziehen, um aus dem alten und den neuen Bund eine Antwort auf die oben gestellte Frage zu finden.

Im Grunde ist es selbstverständlich, Glaubenswahrheiten aus dem Alten und Neuen Testament herzuleiten und als äthiopischer Christ kann ich nur sagen, dass bei uns immer das Alte und das Neue Testament nebeneinander und keinesfalls übergeordnet oder untergeordnet gesehen wurde; auf jedem Altar unserer Gotteshäuser ist das Kreuz des neuen Bundes und der „Tabot“, die Nachbildung der Bundeslade, als das Zeichen des alten Bundes. Wir Äthiopier sind mächtig stolz darauf, dass unser Land mehrfach in den Heiligen Schriften, Schriften eines anderen Volkes und einer anderen geografischen Region erwähnt wurde. Ein Beispiel ist die Begegnung von Philippus mit dem Kämmerer aus Äthiopien, Apg 8,26-40; hier ist aber weniger von Sprache als von Verständnis die Rede. Es scheint so, als ob der Kämmerer den hebräischen Text zwar lesen kann, mit der Sprache allein also keine Schwierigkeiten hat, aber mit dem Inhalt nicht zurechtkommt. Die Sprache allein genügt also nicht zu einer sagen wir es allgemein zu einer guten und zufriedenstellenden Kommunikation, zu einem Verständnis der Dinge. Was macht Philippus, er predigt das Evangelium von Jesus, beginnend mit einem Wort von Jesaja, 53,7 und der Kämmerer ist hochzufrieden, er zog fröhlich weiter. Ein Beispiel einer gelungenen Kommunikation, geleitet vom Heiligen Geist, vollendet mit der Taufe. Wir sehen also, zur Verständigung ist eine Sprache notwendig, zur gelungenen Kommunikation aber noch die Anleitung seitens des Heiligen Geistes. Hier ist aber noch eine kleine Randbemerkung zu machen, hier wurde ein Nichtjude, ein Fremder und ein Eunuch getauft und somit als vollkommenes Mitglied in die Gemeinde Jesu Christi aufgenommen. Wir glauben, dass dieser äthiopische Schatzmeister der äthiopischen Königin Kandake seinen christlichen Glauben unter seinen Verwandten und Freunden verbreitete und auch viele andere evangelisierte und missionierte.

Ist die Sprache beliebig oder gibt es für Gott Präferenzen? Das Alte Testament ist wohl in hebräischer Sprache gestaltet und später auch schriftlich aufgezeichnet worden, die Gesetzestafeln dürften wohl auch in dieser Sprache verfasst sein. Jesus Christus kannte wohl die Schrift, also die hebräische Sprache, sprach aber wohl die Umgangssprache, also Aramäisch und wir nehmen als sicher an, dass seine Gebete Gehör gefunden haben. Also könnte man annehmen, dass die Gebete in der Nachfolge Jesu Christi, also in Aramäisch besonders gottgefällig sind.

Diese Einschätzung findet aber keine Bestätigung in den Schriften, vielmehr erzählt uns die Apostelgeschichte im sogenannten Pfingstwunder, Apg 2, 1-37, das Glauben, also die Beziehung von Gott zum Menschen durch die vielgestaltige, aber vertraute Muttersprache vermittelt wird. Juden und wohl auch die Heiden waren ergriffen von den Redegeräuschen ausgehend von den Jüngern Jesu Christi und auch von der Predigt des Apostel Petrus, wobei ein jeder in seiner eigenen Muttersprache das hören konnte, was ihnen durch Herz geht. Ganz offensichtlich war es hier gleichgültig, in welcher Sprache die Jünger beziehungsweise Petrus geredet haben, denn durch den Geist Gottes konnten alle gläubigen Zuhörer in ihrer Muttersprache so viel verstehen und aufnehmen, dass es ihnen durchs Herz ging und sie sich taufen ließen. Hier ist die Sprache nur ein Medium, welches genutzt wird, um Menschen zu erreichen und da es viele Sprachen gibt, muss Gottes Geist dafür sorgen, dass diese Verschiedenheit nicht dazu führt, dass jemand ausgeschlossen ist, die frohe Botschaft des Evangeliums zu hören. Pfingsten scheint so eine Konkretisierung des Missionsgebotes zu sein, ohne dass die Jünger in die Fremde ziehen mussten.

Pfingsten geht von der Selbstverständlichkeit aus, dass es viele Sprachen in der Welt gibt, die Gottes Macht unterliegen; das Alte Testament gibt in der Geschichte vom Turmbau zu Babel eine Begründung für diese Vielfalt. Mose 1,11

Wenn auch archäologische Untersuchungen in Mesopotamien Hinweise dafür liefern, dass dort Menschen in früher Zeit Türme errichtet haben, so muss heute doch angenommen werden, dass es sich bei der Geschichte um den Turmbau von Babel nicht um die Beschreibung eines historischen Vorgangs handelt, vielmehr um eine im Grunde zutreffende Charakterisierung des Handeln von Menschen. Wir können heute feststellen, dass wir mit unseren Raketen und Satelliten keinesfalls näher an den Himmel gekommen sind und dennoch ist die Maßlosigkeit und Gottesferne keinesfalls geringer geworden. Ist es ein Maßstab unserer Gottesferne geworden, dass wir heute nicht mehr das Eingreifen unseres Gottes erkennen. Die Bibel geht wohl davon aus, dass die Maßlosigkeit des Menschen hinreichenden Anlass bietet, im Rahmen seiner Schöpfung tätig zu werden.

Die Bibel geht wohl, ähnlich wie bei der Vorstellung des einen Paradieses, von einer Ursprache aus. Viele Sprachwissenschaftler gehen von einer ähnlichen Hypothese aus, auch wenn alle vergleichende Sprachstudien eher auf das Gegenteil hindeuten, dass eben die Sprache als das beste Werkzeug jeweils im örtlichen Rahmen entwickelt wurde. Darauf kommt es aber nicht an, denn nach der Bibel entspricht die Vielsprachfähigkeit dem Willen Gottes und in dieser Annahme decken sich wieder das alte und das Neue Testament. Es ist zuzugeben, dass das Alte Testament noch Hinweise darauf gibt, dass wieder eine Zeit mit einer Sprache kommen könnte. Zef. 3,9.

Prophet Zefanja spricht nicht von Sprache, sondern von reinen Lippen, die einträchtig Gott anrufen und dienen; hier wird also nicht Linguistik betrieben, sondern wieder auf die Kommunikation mit Gott, auf das Beziehungsverhältnis hingedeutet. Dann kommt bei Zefanja für mich als Äthiopier ein besonders wichtiger Satz, „von jenseits der Ströme von Kusch werden meine Anbeter, mein zerstreutes Volk, mir Geschenke bringen.“

Kusch ist die im Altertum gebräuchliche Bezeichnung für Äthiopien. Äthiopien liegt weit weg und auch diese weit entfernten Menschen sind aufgerufen, Gott zu ehren und eben Geschenke zu bringen. In Vorwegnahme der Pfingstmission wird hier klar ausgesprochen, dass jeder Mensch und sei er noch so weit von Kanaan bzw. dem Vorderen Orient entfernt, Gott ehren soll. Ich kann diese Erwähnung eines fernen Landes nur deuten als pars pro toto, dass eben alle Menschen zur Gläubigkeit aufgerufen sind, weil der Gott Abrahams der eine und alleinige Gott ist.

Dieser eine Gott hat sich zwar ein Volk ausgesucht, eben das auserwählte Volk, und verkündet, dass alle Menschen ihn ehren und Geschenke bringen sollen. Auch wenn die Prophezeiung wohl in Hebräisch geschrieben ist, findet sich kein weiterer Hinweis auf diese Sprache, vielmehr nur auf reine Lippen. Es ist somit erlaubt davon auszugehen, dass es in der Kommunikation vom Menschen zu Gott nicht auf die gebrauchte technische Sprache sondern wie beim Pfingstwunder nur auf die innere Einstellung ankommt.

Gott beherrscht alle Sprachen der Menschen, denn er akzeptiert den Menschen, wie er eben ist. Dies wird in anderen Worten im 1. Korintherbrief ausgedrückt; für Gott ist auch das Unverständliche verstehbar, wir Menschen sollen aber unsere Kommunikation untereinander auf Verständigung hin ausrichten. 1Kor 14,26. Vielleicht darf die Unterscheidung gemacht werden, dass für die Kommunikation Mensch zu Gott jede beliebige Sprachform, wir Orthodoxen würden lieber sagen, eine Sprache des Herzens, bereit steht, während für die Kommunikation Mensch zu Mensch in der Akzeptanz der Vielfalt der Völker alle Sprachen genutzt werden können, vielleicht mit dem Recht eines jeden, dass ihm die frohe Botschaft in einer ihm verständlichen und vertrauten Weise, also üblicherweise in der Muttersprache, verkündet wird.

Im Alten wie im Neuen Testament umfasst Gottes Allmacht auch die von Menschen genutzte Sprache, bei allen Allmachtfantasien der Menschen wird so klargestellt, dass die Sprache keinesfalls nur dem Menschen gehört. Die Vielzahl der Sprachen entspricht der Vielzahl der Völker, die alle berufen sind, die Botschaft des Neuen Bundes zu vernehmen.

Die christlichen Kirchen, die sich aus der Urgemeinde in Jerusalem entwickelt haben, waren auch sehr unbefangen in der Nutzung der Sprache, so wurde das Griechische wohl von Beginn an die Kirchensprache der neuen Gemeinden in Kleinasien und Griechenland. Selbstverständlich folgten die Missionen in Armenien und Äthiopien unter Nutzung der Landessprache. Für den Bereich der Orthodoxie ergab sich die Übung, dass die jeweilige Kirche die Landessprache nutzte, manchmal wie in Äthiopien auch die veraltete Form. Für den Bereich der Orthodoxie gab es somit keine Schwierigkeiten in der Übersetzung der Heiligen Schriften, nur im Bereich der westlichen Kirche gab es lange den Versuch, die lateinische Sprache als die alleinige Kirchensprache durchzusetzen, was letztlich scheitern musste. Wenn Gott alle Sprachen versteht, dann ist es klar, dass die frohe Botschaft auch in alle Sprachen übersetzt werden kann, denn die Schrift legt doch die Vermutung nahe, dass jeder Mensch das Recht hat, diese Botschaft zu hören und sich von ihr anrühren zu lassen. Ich gehe davon aus, dass diese Aufgabe wirklich allen Kirchen obliegt.

Kommen wir zu der zugespitzten Frage nach der Präferenz für das Gebet zurück, kann die Antwort nur lauten, dass jedes ernste Gebet unabhängig von der Sprache wirksam ist und dass wir die Anleitungen Jesu Christi beachten sollen, Mat. 6,5-13. Wenn wir weiter die klaren Ausführungen Jesu Christi in Mat.15, 1-9, siehe auch Mk. 1,1-8,“ Ehren nur mit Worten, mit dem Herzen sind sie weit weg“, beachten kommt es für das Gebet, die Kommunikation von Mensch zu Gott, nur auf das Herz, nicht auf die Lippen an, Gott versteht eben alle Sprachen.

Ich denke, es passt inhaltlich zur frohen Botschaft der Heiligen Schrift, dass jeder die Chance erhält, sie in der ihm vertrauten Sprache, also der Muttersprache, zu erfahren.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche Pastoralien Kirchenblatt Salama Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland Links Aktuelles und Nachrichten Beziehungen zu anderen Kirchen
Zurück zur Homepage