Sakrale Kunst in Äthiopien
Zur Kirchengeschichte
Zur Kirchengeschichte

Den ersten Hinweis auf einen Kontakt Äthiopiens mit dem Christentum enthält die Apostelgeschichte in Apg 2, 28-40; hier reist ein Kämmerer der Königin „Kandake“ (ein Titel) zur jüdischen Wallfahrt nach Jerusalem und läßt sich nach einer Auslegung eines Jeremiastextes durch den Diakon Philippus taufen. Wahrscheinlich gehörte der Kämmerer dem meroitischen Hofe an, der Begriff „Äthiopien“ wurde in biblischen Zeiten weiter gefaßt als heute.

Die erste gesicherte historische Nachricht wird von Eusebius überliefert: Zwei junge Männer aus Tyrus in Phönizien mit Namen Frumentios und Aidesios, die in der Nähe von Adulis, der Hafenstadt des Reiches Aksum, Schiffbruch erlitten hatten, brachten den christlichen Glauben an den Hof. Der König schickte einen der beiden, Frumentios, nach Alexandria, um bei Patriarch Athanasius einen Bischof für Aksum zu erbitten. Frumentios wurde selbst um 325 von Athanasius zum Bischof für Äthiopien geweiht. Er wird „Abba Salama =Vater des Friedens" genannt.
Bericht des Eusebius in seiner Historica Ecclesiastica (Buch I, Kapitel IX) über Frumentios und Aidesios

Um das Jahr 347 nahm König Ezanas von Aksum mit seinem Hof den christlichen Glauben an, wie die erste Silbermünze mit einem christlichen Symbol belegt.

Auf dem Münzrand der Vorderseite ist ein innen vergoldetes Sonnenkreuz, das sich wahrscheinlich auf das Lichtkreuz des Hl. Cyrill von Jerusalem bezieht
(Hahn, Äthiopien, Linz 1995, S. 25 und 41f)

Die junge äthiopische Kirche schloss sich in den Streitigkeiten um das Konzil von Chalcedon im Jahre 451 den beiden Patriarchaten Alexandria und Antiochia an. Damit gehörte sie nicht mehr zur Kirche von Byzanz, sondern zu den altorientalischen Kirchen, wie auch die Kopten, die Syrer und Armenier. Da die Herrschaft in Byzanz gleichzeitig eine weltliche Macht darstellte, erfuhren diese Kirchen Verfolgungen. So kamen im 5. Jh. kamen gelehrte Mönche aus Syrien (die sogenannten „Neun Heiligen") in das Land. Diese Mönche fanden nicht nur Schutz, sondern begründeten in der Folgezeit mit der Errichtung des ersten Kloster Däbrä Damo ein Werk von Bildung und Kultur, das sich bis in unsere Tage erhalten hat. Die orthodoxe Kirche war fünfzehn Jahrhunderte lang die unumstrittene Trägerin von Kultur und Bildung in Äthiopien. Bis heute stellen die Klöster Zentren der Gelehrsamkeit dar. Ihre Schulen und Werkstätten schufen einen reichen Schatz christlicher sakraler Kultur in Afrika, die in Europa noch immer kaum bekannt ist.
Alle in diesem sakralen Raum geschaffenen Dinge dienen dem Lobpreis und der Verherrlichung Gottes: Kirchenbau, Malerei, Handschriften, Kreuze und Gefäße. Alle Entfaltung der Tradition kreist um die beiden Zentren des kirchlichen Lebens: Die Feier der Heiligen Liturgie und die Weitergabe des Heiligen Evangeliums.

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